Die Fahrt heute führt uns entlang des Sees Genezareth. Auf den Spuren von Jesus wandeln wir zunächst am Nordufer in Tabgha, wo sich die Brotvermehrungskirche befindet. Hier hat vor kurzem leider ein Brandanschlag stattgefunden – man sieht noch an einigen Stellen schwarze, verbrannte Überreste eines angebauten Atriums; man kann einfach nicht glauben, dass man so einen heiligen und geschichtsträchtigen Ort vernichten will. Die Kirche steht Gottseidank noch und der Stein unter dem Altar ist unversehrt. Er hat eine besondere, historische Bedeutung: Darauf soll Jesus die Fische und Brote gelegt, die nach seinem Dankgebet auf so wunderbare Weise vermehrt wurden, sodass 5.000 Männer und dazu Frauen und Kinder satt wurden.
Wir laufen ein Stück weiter und gelangen an die Primatskirche oder auch Mensa Domini (Tisch des Herrn), die sich direkt am See befindet. Dies ist der Ort, an dem Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern erschienen ist, um mit ihnen ein Mahl zu halten. Außerdem bevollmächtigte er Petrus und die Jünger mit dem Primat “seine Lämmer zu weiden” (Joh. 21). Eigentlich ist es ein schöner Ort und könnte friedlich sein, wenn die vielen Touristen nicht wären! 😉
In den höheren Gebieten wird es stiller und vom Berg der Seligpreisung hat man einen wunderschönen Blick auf den See. Es soll sich um den Ort handeln, an dem Jesus die Bergpredigt gehalten hat, die mit den Seligpreisungen beginnt. Außerdem soll er hier die Apostel unter seinen Jüngern ausgewählt haben (Lk 6,12-16). Die aus schwarzem Basalt und weißem Kalkgestein errichtete Kirche auf diesem Berg ist umgeben von einem herrlich angelegten Garten, Wegen und Plätzen zum Verweilen, Beten und Singen. Man sieht etliche Pilder oder religiöse Gruppen aus verschiedenen Ländern, die sich an einen der ruhigen Orte zurückziehen und beten. Ich hatte das Gefühl, als läge eine beruhigende Schwingung über diesem Ort. Die leisen Gesänge und das Flüstern biblischer Verse legen sich ganz sanft auf die Seele und mit positiver Energie verlässt man diesen Berg.
Es ist überhaupt sehr ruhig und friedlich rund um den See; vereinzelt trifft man hier und da auf kleine Gemeinden, winzige Dörfer oder Kibbuzims. Hier am Nordufer des Sees besuchen wir noch Capernaum, einst ein Fischerdorf, aus dem einige Jünger von Jesus entstammten. Hierher hatte sich Jesus zurückgezogen als er Nazareth verließ, nachdem er gehört hatte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte. Er war auch Gast in Petrus Haus, welches hier stand. Capernaum wird auch mit einigen Heilungen von Jesus verbunden. Wie an vielen anderen Orten findet man nur noch Überreste und Ruinen; rekonstruierte Teile einer späteren Synagoge und eine neue Kirche – meine Erachtens nach viel zu futuristisch und frugal.
So, Mädels, mein Magen hängt auf dem Boden, lasst uns zurückfahren nach Tiberias und eine Kleinigkeit essen! Gestärkt nahmen wir unsere Sightseeing Tour wieder auf und fuhren zum südlichen Rand des Sees nach Yardenit, an die Stelle, an der der Jordanfluss den See Genezareth verlässt. Hier befindet sich die Stelle, an der Jesus von Johannes getauft wurde. Natürlich wird dieser Ort hoch frequentiert und viele Täuflinge steigen in den Jordan hinab. Wir setzten uns an den Rand und beobachteten das rege Treiben. Im Shop kann man sich ein weißes Taufgewand (es sah vielmehr aus wie ein Stück Stoff von der Rolle!) kaufen und ein „erfrischendes Bad“ nehmen. Als wir unsere Füße ins Wasser hielten, kamen im Nu kleine Fischchen und knabberten daran! 🙂
Kategorien: Galiläa
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